Als Eltern neigst du wahrscheinlich auch dazu, dein Kind möglichst schnell zum Kopfrechnen zu bewegen. Wahrscheinlich hat sich in deinem Kopf die Vorstellung gefestigt, dass nur die Kinder mit Material rechnen, die es eben nicht besser können.
Leider vertreten auch einige Grundschullehrer diese Ansicht. Sie versuchen dann bereits im Laufe der ersten Klasse die Kinder vom anschaulichen Rechnen mit Material zu lösen.
In diesem Blog-Post möchte ich dich dazu ermutigen, dein Kind möglichst lange mit Anschauungsmaterial rechnen zu lassen.
Wenn das Rechnen mit Material in der Schule nicht wertgeschätzt wird…
dann hast du es wahrscheinlich besonders schwer, dein Kind dazu zu ermutigen.
Ich bin zwar davon überzeugt, dass in jedem Grundschulklassenzimmer genügend Rechenmaterial zur Verfügung steht, allerdings ist leider nicht jede Lehrerin von dem Nutzen wirklich überzeugt. Kinder merken sehr schnell, wenn sich immer nur die schwachen Rechner das Material nehmen sollen, während die Guten im Kopf rechnen dürfen. Dies lässt sich leicht dadurch ändern, dass grundsätzlich alle Kinder die Aufgaben einige Zeit lang mit Material lösen. Aber darauf hast du als Elternteil leider wenig Einfluss. Umso wichtiger ist es dann, dass du bei den Hausaufgaben oder beim Üben mit deinem Kind eine Atmosphäre schaffst, in welcher das Rechnen mit Material völlig normal ist und von dir genauso wertgeschätzt wird, wie wenn dein Kind im Kopf rechnen würde.
Die Wertschätzung für das Rechnen mit Material beginnt in deinem Kopf
Wie bereits erwähnt, merken Kinder ganz schnell, wie du wirklich zum Rechnen mit Material stehst. Wenn dein Kind spürt, dass du es lediglich als anfängliche Hilfestellung betrachtest, die es möglichst schnell zu überwinden gilt, dann wird dein Kind nicht mit Anschauungsmaterial rechnen wollen. Denn dein Kind möchte es dir recht machen. Es will von dir gelobt werden. Wenn es mehr Anerkennung erhält, wenn es im Kopf rechnet, dann wird es auch im Kopf rechnen wollen (selbst wenn es dann nicht rechnet, sondern rät oder zählt).
Warum das Rechnen mit Material so wertvoll ist
Du kannst erkennen, ob dein Kind bestimmte Rechenstrategien verwendet und wirklich rechnet
Wenn dein Kind eine Aufgabe im Kopf löst, dann weißt du nie, ob es eine bestimmte Rechenstrategie wirklich verstanden hat oder ob es das Ergebnis vielleicht nur geraten oder zählend herausgefunden hat. Wenn dein Kind die Aufgabe dagegen mit geeignetem Material legen kann und dabei beschreibt, wie es rechnet, dann erfährst du genau, was dein Kind bereits kann.
Wenn dein Kind beispielsweise bei der Aufgabe 48+6 zunächst 48 mit Zehnerstangen und Einerwürfel legt. Anschließend zwei Einerwürfel dazu legt und schließlich 4 Einerwürfel, dann kannst du dir sicher sein, dass dein Kind den Zehnerübergang in Schritten verstanden hat.
Nennt er dir nur das Ergebnis, dann kann dein Kind die Aufgabe auch im Kopf zählend gelöst haben. In diesem Fall zeigt dein Kind deutlich mehr mathematisches Verständnis, wenn es die Aufgabe korrekt mit Material legen kann, als wenn es die Aufgabe zwar im Kopf, aber zählend löst.
Dein Kind kann ein Vorstellungsbild entwickeln
Um ein guter Rechner (oder eine gute Rechnerin) zu werden, benötigt dein Kind mathematische Vorstellungsbilder in seinem Kopf. Indem dein Kind Aufgaben immer wieder mit Material legt und bearbeitet, bilden sich diese Vorstellungsbilder aus. Hat dein Kind diese mentalen Vorstellungsbilder erst einmal verinnerlicht, dann hat es beispielsweise ein umfassendes Verständnis für Rechenoperationen entwickelt oder viele Aufgaben auswendig im Gedächtnis abgespeichert.
Dein Kind lernt zu rechnen, statt zu zählen
Wenn dein Kind eine Aufgabe im Kopf ausrechnen soll und diese noch nicht im Gedächtnis abgespeichert hat und auch über keine geeignete Rechenstrategie verfügt, dann bleibt deinem Kind überhaupt nichts anderes übrig, als die Aufgabe zählend zu lösen. Dies fördert schließlich die Strategie des zählenden Rechnens. Dein Kind erlebt, dass Zählen die “einfachste” Strategie ist und kann diese nur schwer überwinden.
Wenn dein Kind die Aufgaben mit Material legt, dann beherrscht es andere Strategien, wie beispielsweise den schrittweisen Zehnerübergang oder Nachbaraufgaben, Tauschaufgaben und Analogieaufgaben
Die Wahl des geeigneten Materials
Aus diesem Grund halte ich die Hundertertafel, den Zahlenstrahl oder auch den Rechenrahmen für kein geeignetes Rechenmaterial. Denn diese Materialien fördern eher das zählende Rechnen und erlauben wenig Einsicht in verschiedene Rechenstrategien.
Bei meiner Arbeit mit rechenschwachen Kindern bevorzuge ich deshalb im kleinen Zahlenraum das Zwanzigerfeld und Wendeplättchen, im größeren Zahlenraum die Mehrsystemblöcke.
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