Hast du auch das Problem, dass dein Kind die meisten Plus- und Minusaufgaben zählend rechnet? Einige wenige Aufgaben kann dein Kind wahrscheinlich auswendig abrufen. Aber die anderen Aufgaben kann es, unabhängig davon, wie oft es sie schon geübt wurden, nur zählend lösen.
In diesem Artikel zeige ich dir auf:
- was das Problem beim zählenden Rechnen ist.
- woran du erkennen kannst, dass dein Kind Aufgaben zählend löst
- welche nächsten Schritte dein Kind gehen muss, um sich vom zählenden Rechnen zu lösen.
Die 6 Hauptprobleme des zählenden Rechnen
1. Einseitige Zahlvorstellung
Wenn dein Kind Aufgaben zählend löst, dann hat es höchst wahrscheinlich eine einseitige und unvollständige Zahlvorstellung. Dein Kind stellt sich Zahlen als fortlaufende Zahlenreihe vor. So bedeutet für dein Kind Plusrechnen weiterzählen und Minusrechnen rückwärtszählen. Noch fehlt deinem Kind die Vorstellung, dass Zahlen neben der Reihenfolge auch die Anzahl einer Menge repräsentieren.
2. Hohe Anforderung an das Arbeitsgedächtnis
Vorwärts- und Rückwärtszählen stellen hohe Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis. Die Zahlwortreihe muss während des Zählvorgangs ständig im Arbeitsgedächtnis präsent gehalten werden. Dies verhindert, dass im Arbeitsgedächtnis andere, effektivere Strategien angewendet werden können. Vielleicht hast du auch schon einmal beobachtet, dass dein Kind nachdem es die Lösung zu einer Aufgabe gefunden hat, sich nicht mehr an die Aufgabestellung erinnern konnte. Hier war das Arbeitsgedächtnis so sehr mit dem Zählvorgang beschäftigt, dass es die Aufgabenstellung nicht gleichzeitig aufrechterhalten konnte.
3. Ergebnisse können nicht im Langzeitgedächtnis abgespeichert werden
Aus der Gedächtnisforschung wissen wir, dass Ergebnisse zu Aufgaben nur dann gespeichert werden können, wenn die Zeit zwischen der Aufgabenstellung und der Ergebnisfindung nicht mehr als 2 – 3 Sekunden beträgt. In der Regel dauert der Zählprozess jedoch länger. Aus diesem Grund kann sich dein Kind auch häufig geübte Aufgaben nicht merken. Denn es muss diese jedes Mal von neuem zählend lösen.
4. Fehleranfällige Strategie
Das zählende Rechnen kann zu unterschiedlichen Fehlern führen. Vielleicht konntest du auch schon feststellen, dass sich dein Kind bei Plus- und Minusaufgaben um 1 verzählt. Bei Plusaufgaben ist das Ergebnis dann meist um eins zu klein. Denn das Kind zählt bei der Aufgaben 5+3 —- 5,6,7 und erhält so das Ergebnis 7. Bei Minusaufgaben zählt das Kind bei der Aufgabe 8-3 — 8,7,6. So erhält es das Ergebnis 6, welches um 1 zu groß ist.
5. Je größer der Zahlenraum, umso aufwendiger wird zählendes Rechnen
Auch wenn einige Kinder im kleinen Zahlenraum bis 10 oder 20 relativ sicher zu den richtigen Ergebnissen gelangen, eignet sich diese Rechenstrategie nicht für das Rechnen im größeren Zahlenraum. Je größer der Zahlenraum, umso länger ist das Kind mit dem Zählvorgang beschäftigt. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Kinder im größeren Zahlenraum 100 oder 1000 nicht so sicher rückwärts zählen können, wie im Zahlenraum 20. Dann häufen sich die Fehler beim Minusrechnen.
6. Nur schwer zu überwinden
Für dein Kind stellt das zählende Rechnen trotz der hier beschriebenen Probleme eine sichere Strategie dar, um das Ergebnis einer Rechenaufgabe zu erhalten. Aus diesem Grund halten Kinder am zählenden Rechnen fest. Meist steht ihnen auch überhaupt keine andere Möglichkeit zur Verfügung um das Ergebnis einer Rechenaufgabe zu erhalten.
So kannst du erkennen, dass dein Kind Aufgaben zählend löst
Manchmal ist es für Eltern ganz offensichtlich, dass ihr Kind nicht rechnet sondern zählt. Wenn es beispielsweise laut zählt oder die Aufgaben an den Fingern abzählt. Doch wenn Kinder durch die Eltern oder durch den Lehrer vermittelt bekommen, dass sie nicht mehr zählen dürfen, finden sie subtilere Zählmethoden, welche für Eltern nicht so einfach zu durchschauen sind.
Manche Kinder zählen mit den Fingern heimlich unter dem Tisch, oder Tippen unauffällig mit den Fingerkuppen auf die Tischplatte. Andere Kinder setzen sich auf ihre Hände, um die Fingerbewegungen beim Zählen zu spüren. Wenn Kinder Aufgaben im Kopf zählend lösen, sind die Anzeichen noch weniger offensichtlich.
Manchmal merkt man, dass ein Kind bei einer Reihe von Aufgaben einige Aufgaben sehr schnell lösen kann, während es für andere Aufgaben sehr lange benötigt. Das deutet darauf hin, dass das Kind die langsam gerechneten Aufgaben im Kopf zählend löst. Die schnell berechneten Aufgaben kann das Kind entweder schon auswendig oder es handelt sich Aufgaben, welche nur wenige Zählschritte benötigen.
Auch die oben beschriebenen -1 Fehler bei Plusaufgaben bzw. +1 Fehler bei Minusaufgaben deuten auf zählendes Rechnen hin.
Selbstverständlich kannst du dein Kind bei Aufgaben auch einfach fragen, wie es auf das Ergebnis gekommen ist. Doch während jüngere Kinder oft noch freudig zeigen, wie sie weitergezählt haben, wissen ältere Kinder meist, dass das Zählen unerwünscht ist. Diese geben dann oft ausweichende Antworten, wie “im Kopf gerechnet”.
Hilfe mein Kind rechnet zählend! – Und Jetzt?
Auch wenn Mathelehrer sehr gerne darauf vertrauen, dass dein Kind schon irgendwann mit dem Zählen aufhören wird, zeigen verschiedene Untersuchungen, dass Kinder das zählende Rechnen ohne gezielte Anleitung noch über die Grundschule hinaus beibehalten. Wie oben bereits beschrieben, stellt dies für sie eine sichere Strategie dar, um das Ergebnis einer Rechenaufgabe zu erhalten. Auch wissen sie überhaupt nicht, wie sie die Aufgabe lösen können, ohne zu zählen. Deshalb helfen deinem Kind auch Anweisungen, wie “Versuche die Aufgabe zu rechnen und nicht zu zählen” nicht weiter. Diese sind sogar kontraproduktiv, da sie dein Kind immer weiter verunsichern und ihm aufzeigen, es soll etwas machen, das es nicht versteht und nicht kann.
Vielmehr muss dein Kind mehrere Zwischenschritte durchlaufen, damit es sich vom zählenden Rechnen lösen kann.
Im ersten Schritt muss dein Kind seine Zahlvorstellung erweitern. Es muss verinnerlichen, dass Zahlen nicht nur für die Reihenfolge, sondern auch für Anzahlen einer Menge stehen.
Weiter muss dein Kind seine Vorstellungen von Plus- und Minusaufgaben anpassen. So bedeutet Plusrechnen neben Weiterzählen auch eine Menge wird größer. Minus bedeutet eine Menge verkleinert sich.
Wenn dein Kind ein sicheres Verständnis aufgebaut hat, kann deine Kind einfache Grundaufgaben automatisieren.
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